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Warum Testleser:innen so wichtig sind ;-)

Katharina Drüppel • Apr. 07, 2021

Feedback und Kritik

Wozu braucht man eigentlich Testleser:innen? Und wenn, reicht es nicht, wenn meine Mama, Papa, Bruder, Schwester, Mann, Frau, Kinder, Freund:innen das Skript lesen?
Die Antwort auf Frage 1 lautet: auf jeden Fall!
Und auf Frage 2: auf gar keinen Fall!
Aber auch hier gilt: Das ist meine persönliche Meinung, nicht der Goldstandard oder gar eine offizielle Regel. Es steht jedem frei, sich anders zu entscheiden.
Aber warum halte ich Testleser:innen für so essentiell? Sie lesen das Skript mit einem anderen Blick als man selbst, weil sie weder beim Entstehungsprozess beteiligt waren, noch eine persönliche Bindung zu dem Geschriebenen besitzen. Im Bestfall sind sie sozusagen objektiv ;-)
Und hier wären wir auch schon bei Punkt 2: Jemand, der mit dir verwandt oder eng verbandelt ist, kann im seltensten Fall objektiv sein, denn Freund:innen oder Familie wollen dich im seltensten Fall verletzen oder finden sowieso alles toll, was du fabrizierst. Es gibt natürlich Ausnahmen, mein Mann ist zum Beispiel ein sehr guter Testleser, weil er sich nicht davor fürchtet, sich mir gegenüber kritisch zu äußern - er hat außerdem ein gutes Auge für Logikfehler. Und selbstverständlich freue auch ich mich darüber, wenn meine Töchter testlesen wollen, da auch sie oft noch den einen oder anderen Fehler entdecken, der mir durch die Lappen gegangen ist. 
Aber generell empfehle ich, möglichst unterschiedliche Testleser:innen zu rekrutieren, die möglichst nicht eurem engsten Kreis angehören und am besten aus unterschiedlichen Gruppen stammen. 
Was meint sie denn damit wieder? Sucht euch Leute, die aus dem Buchhandel kommen, ebenfalls Autor:innen sind, Blogger:innen, Leser:innen eures Genres, die im passenden Alter sind - und vor allen Dingen Testleser:innen, die sich nicht scheuen, Kritik zu üben!
Denn es geht hier nicht darum, dass ihr selbst als Person kritisiert werdet, sondern dass ihr aus eurem Text das Bestmögliche herausholen wollt. Ihr habt jetzt die Chance, Fehler zu finden, die ihr selbst nicht mehr entdecken könnt, weil ihr betriebsblind für euren eigenen Text seid. Ihr kennt ihn in- und auswendig, wisst ganz genau, wie eure Figuren ticken, wie die Handlung abläuft - eure Testleser:innen nicht. Jetzt zeigt sich, wie gut ihr gearbeitet habt: Stimmt der Handlungsablauf, sowohl zeitlich als auch logisch? Kommen eure Charaktere so an, wie ihr es beabsichtigt habt? Können sich eure Testleser:innen mit ihnen identifizieren? Alles Fragen, die besser geklärt und überarbeitet werden, bevor ihr euren Text auf die Reise schickt. Vergesst nicht, ihr wollt das bestmögliche Ergebnis abliefern, wenn ihr euch bei einer Agentur oder einem Verlag bewerbt. Und da hilft nur: Springt ins kalte Wasser, und lasst andere über euer Skript herfallen! Seid nicht unglücklich darüber, wenn sie Dinge kritisieren oder anmerken, versucht im Hinterkopf zu behalten "Besser jetzt, als dass es der Agentur/dem Verlag auffällt". Das kann im dümmsten Fall dazu führen, dass der Text abgelehnt wird.
Wie komme ich jetzt an Testleser:innen, und wie viele brauche ich? Ich habe mir ein Netzwerk gebildet, mich direkt an Blogger:innen gewandt, mit anderen Autor:innen Testlesekooperationen gebildet, Buchhändler:innen gefragt und suche mir für jedes Genre die passenden Altersgruppen heraus, die ich ebenfalls direkt anspreche. Meistens kristallisiert sich schnell heraus, mit wem man als Testleser:in gut arbeiten kann und mit wem nicht. Ich nutze im Durchschnitt ungefähr sechs Leute pro Skript, mit 5-10 Leuten kommt man im Allgemeinen gut zurecht. 
Wie gebe ich das Skript weiter? Das ist unterschiedlich. Ich gebe den Text ausgedruckt und als PDF weiter, dass dann für die jeweilige Person personalisiert wurde. Wichtig: Schreibt auf jede Seite eurer Copyright und eure Daten. Und gebt den Text an Leute weiter, denen ihr vertraut, was eigentlich klar sein sollte.
Darüber hinaus versuche ich so wenig wie möglich, meine Testleser:innen zu beeinflussen. Sie sollen den Text erst einmal in Ruhe lesen und selbst anmerken, was ihnen auffällt. Im Anschluss kann man immer noch gezielt Fragen stellen oder Fragen mitschicken. Hier könnt ihr überlegen, was für euch wichtig ist: Vielleicht fällt euch selbst an einer Stelle auf, dass es etwas hakt, dass ein Charakter vielleicht nicht die Wirkung entfaltet, die er sollte, und so weiter. Aber auch hier: Das ist Geschmacksache, jeder kann und soll das handhaben, wie er will.
Gebt am Besten ein Datum vor, bis wann ihr das Skript wieder braucht, fragt nach, ob das für eure Testleser:innen machbar ist. Wenn ihr wollt, fragt, ob ihr sie bei einer eventuellen Veröffentlichung in den Danksagungen oder in den Social Media nennen dürft ;-) Spart nicht am Dank, denn ihre Arbeit ist unendlich wichtig und hilft euch, euch und euer Schreiben zu verbessern! 
Falls ihr noch Fragen habt zu dem Thema, stellt sie mir einfach. Nächste Woche erzähle ich euch dann, wie das mit der Bewerbung bei einem Verlag oder einer Agentur läuft, und was dazu alles nötig ist. Bis dahin, macht es gut und bleibt gesund!
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