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Überarbeiten, überarbeiten, überarbeiten

Katharina Drüppel • März 31, 2021

... Warum das Überarbeiten bei mir der zeitaufwändigste Schritt ist!

Der Text ist fertig geschrieben, rund 60.000-80.000 Wörter liegen vor mir in Scrivener® und  - ja, und wie geht es jetzt eigentlich weiter?
Im Bestfall rate ich dazu, erst einmal gar nichts damit zu machen, außer es mehrfach abzuspeichern. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, nichts ist unangenehmer, wenn aufgrund eines Computerabsturzes oder ähnlichen Problemen auf einmal Textteile oder im schlimmsten Fall der komplette Text verschollen sind. Also, Regel Nummer eins: bereits beim Schreiben immer mehrfach sichern! Ich speichere meine Texte nicht nur auf der Festplatte, sondern auch auf einer externen Festplatte, in der cloud und auf einem USB-Stick. Das mag manch einem etwas übertrieben erscheinen, aber wie gesagt, meine Erfahrung zeigt, mehr als doppelt schadet in diesem Fall nicht.
Danach lasse ich den Text erst einmal ein paar Wochen liegen, um Abstand zu gewinnen. Während ich schreibe, bin ich so tief in der Materie, dass mir der objektive Blick fehlt. Um diesen wieder zu gewinnen, entfremde ich mir meinen Text. Nach dieser Zeit überführe ich das gesamte Skript aus Scrivener® in Papyrus® Autor und speichere es gesondert ab. Hier aktiviere ich jetzt die Rechtschreibkorrektur und die Lesbarkeit. Prompt wird mir mein Text in verschiedenen Farben unterlegt, Grammatik- und Rechtschreibfehler werden farbig eingekesselt oder unterstrichen, ebenso Wortdopplungen, Füllwörter und einfache Verben. Im ersten Durchgang gehe ich den Text dementsprechend erst einmal nur in dieser Richtung durch. 
Bevor ich in den zweiten Durchgang starte, lasse ich das Skript einmal komplett ausdrucken und heften. Das hat sich für mich als die praktikabelste Lösung erwiesen, um Logikfehlern, Längen oder zu kurz gehaltenen Stellen, fehlerhaften Beschreibungen usw. auf die Schliche zu kommen. Ich lese mir den Text mehrfach durch, markiere mir mit Rotstift in und neben den Text, was mir auffällt und beklebe das Ganze auch mit kleinen Zettelchen, wenn mir auffällt, dass ich unbedingt noch etwas an späterer Stelle beachten muss. Es kann ja sein, dass ich irgendwo in dem Krimi eine Behauptung aufgeworfen habe, diese danach aber nie überprüft wurde oder aufgelöst. Das soll nicht so sein, also markiere ich mir solche Stellen gezielt mit einem farbigen Klebezettel, sodass mir später im Text zu gegebener Zeit auffällt, dass hier noch etwas eingefügt werden muss - oder auch gestrichen - je nachdem. Das ist ein sehr aufwändiger Schritt, vor allem, weil alle Änderungen erst einmal nur handschriftlich im Skript stehen.
Im nächsten Schritt werden die handschriftlichen Änderungen am Computer eingefügt. 
Und ich bin immer noch nicht fertig. Jetzt geht es an die Figuren: Sind sie ausreichend charakterisiert worden? Können sich die Leser:innen damit identifizieren? Bei einer Reihe achte ich auch darauf, ob ich die Vergangenheit der Darsteller in dem Maße erwähnt habe, dass ein vorheriges Lesen zum Verständnis des jetzigen Buches nicht nötig ist, aber durchaus empfehlenswert. Die Leser:innen sollen schließlich im Bestfall mitbekommen, dass es auch noch weitere Bände gibt. Darauf kann man subtil beim Schreiben hinweisen.
Am Schluss der ersten Überarbeitungsrunde steht ein erneutes Überprüfen der Rechtschreibung und so weiter an. Jetzt kümmere ich mich auch um "show don´t tell"-Fragen, die Papyrus® übrigens auch teilweise anzeigt.
Moment, werden sich jetzt einige fragen, wie jetzt, erste Bearbeitungsrunde? Das war doch jetzt schon alles? Nein, jetzt ist das Skript maximal fertig für die Testleser:innen. Warum die wirklich Gold wert sind, und ihr nicht darauf verzichten solltet, das erkläre ich euch das nächste Mal ;-) Bis dahin, macht es gut und bleibt gesund!
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