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Die Leseprobe

Katharina Drüppel • Mai 05, 2021

Der Text muss begeistern!

Auf allen Webseiten - egal ob Agentur oder Verlag - wird neben dem Exposé nach einer Leseprobe gefragt. Diese sollte immer den Anfang eures Romans wiedergeben - es sei denn, es steht anders auf der Website.
Auch hier: Haltet euch an die Vorgaben! Die einen möchten eine 50-seitige Leseprobe, die anderen nur 30 Seiten, die nächste 20 oder auch nur 10. Das kann unterschiedlich sein. 
Generell sollte die Leseprobe in Normseiten und durchnummeriert geschickt werden. In der Fuß- oder Kopfzeile empfiehlt es sich, Name und Adressdaten einzufügen - möglichst einheitlich für Exposé und Leseprobe. Das macht schon allein deswegen Sinn, damit - wer auch immer eure Leseprobe liest - derjenige sofort weiß, wem sie zuzuordnen ist. 
Das Format, in dem die Leseprobe abzugeben ist, wird meist auch auf der Website angegeben. Im Normalfall ist es ein doc.file, manchmal auch ein pdf. 
Bitte: Geht eure Leseprobe noch einmal ganz gezielt durch. Jegliche Grammatik- und Rechtschreibfehler sollten vorher ausgemerzt werden, ebenso Dopplungen und ähnliche Fehler. Überprüft vorher, wie ihr mit eurer ersten Seite einsteigt. Die ersten Sätze müssen den Lesenden dazu bewegen, weiterlesen zu wollen. Steigt mit einem spannendem Punkt in eure Geschichte ein. Geschichten in der Art, dass eure Hauptfigur gerade aufgewacht ist, Kaffee trinkt oder ähnlich langweiliges führen dazu, dass Lektor:innen euren Text sofort zur Seite legen. Versucht, gerade den Anfang eurer Geschichte mit einem Paukenschlag beginnen zu lassen, steigt so spät wie möglich in die Szene ein, sodass der Spannungsbogen möglichst schnell nach oben schnellt. Ich weiß, das ist alles andere als einfach, ich habe schon ganze Kapitel am Anfang des Skripts deswegen ersatzlos gestrichen, weil sie einfach nichtssagenden waren und die Geschichte nicht vorangetrieben haben.
Nutzt auch hier wieder Testleser:innen, fragt sie, ob sie nach den ersten Sätzen weiterlesen wollen oder nicht. Zugegeben, ihr braucht dazu wirklich ehrliche Testleser:innen, die sich nicht davor scheuen, euch die Wahrheit zu sagen. Aber es ist wirklich wichtig, dass der Anfang eurer Geschichte den Lesenden in seinen Bann zieht, sodass er/sie weiterlesen muss. 
Die ersten Sätze der Leseprobe sind mit das Wichtigste, an dem ihr herumfeilen werdet und solltet. Das ist viel Arbeit, aber sie lohnt sich im Endeffekt. Wenn ihr euch unsicher seid, nehmt euch ein paar Bücher zur Hand, die euch faszinieren. Lest die Anfänge der Romane durch und schaut, wie diese Autor:innen ihre Geschichten begonnen haben. Es geht hier nicht darum, ihre Anfänge zu kopieren, sondern zu lernen, wie ich spannungsreich in eine Geschichte einsteigen kann. 
Hat ja schließlich keiner behauptet, dass das Autorenleben einfach ist ...
Und wenn ihr jetzt alles beieinander habt, euer Exposé, die Leseprobe und eventuell eine Vita mit euren wichtigsten Stationen und gegebenenfalls Veröffentlichungen, dann heißt es: Ab geht die Mail oder Post, je nachdem, was sich der Verlag oder die Agentur wünscht.
Ab jetzt heißt es warten, von vier Wochen bis vier Monaten ist alles möglich, oft auch ohne Eingangsbestätigung oder Absage. Das ist völlig normal und auch legitim, denn die Anzahl an unaufgeforderten Manuskripten pro Tag ist schon so hoch, da kann nicht jede einzelne auch noch beantwortet werden - das kostet zu viel Zeit. Also seid nicht traurig, wenn es einfach nur auf der Website heißt: Sollten Sie innerhalb von X Wochen keine Antwort von uns erhalten, sind wir an einer Zusammenarbeit nicht interessiert. Es ist und bleibt eine Bewerbung, und genauso, wie man im seltensten Fall mit der ersten Bewerbung bei seinem Traumjob landet, ergattert man damit einen Vertrag. Geduld und Durchhaltevermögen sind die Tugenden, die man als angehende/r Autor:in am dringendsten benötigt.
Dementsprechend: Gebt nicht auf, bis nächste Woche und bleibt gesund!
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